Literatur und Kritik
Detlef A. Ott in der „Just For Swing Gazette“ Nr. 28 (Leipzig, Dez. 2019) – Einblick:
kosten- und folgenloser Download, in optisch bester Qualität (PDF)
Medusa kommt zum Tee
Wie konnte – trotz Zensur – ein DDR Roman, der voller Tabubrüche steckte, 1983 in der DDR erscheinen, bis 1989 sogar dreimal neu aufgelegt werden? Selbst das Tabu aller Tabus – Literaturzensur – blüht in diesem Roman scheinbar unbehelligt und in bizarrer Schönheit.
Der Autor geht drei Jahrzehnte später dieser Frage nach, gräbt sich durch die Aktenberge der Archive, sucht und führt persönliche Gespräche mit seinen damaligen Widersachern, auch mit dem einstigen Oberzensor, dem damaligen Minister Klaus Höpcke. Was der Autor 2014 schließlich zusammentragen und rekonstruieren kann, liest sich wie ein kulturpolitischer Thriller. Die Druckgenehmigung von 1982 war durchaus kein Betriebsunfall des Überwachungsstaates; es war kein Zufall, wenngleich unglaublich viel Glück im Spiel war. Der vorliegende Essay dokumentiert und analysiert die geradezu unglaubliche Editionsgeschichte von Windhahn-Syndrom, eines DDR-Romans, der seinesgleichen immer noch sucht.
© 2014 Winfried Völlger